Ein Blick auf Ghost

Ghost, eine Bloggingsoftware, die erst durch Kickstarter so richtig entstand, bescheiden ist („Just a Blogging Platform“) und auf Node.js aufsetzt. Gerade der letzte Punkt mag zusammen mit dem etwas überflüssig erscheinenden Dashboard den ein oder anderen skeptisch werden lassen. Mir ging es genauso. Nach der Offenlegung wurde das „CMS“ von mir gekonnt ignoriert und einfach links liegen gelassen. Zu unrecht? Mittlerweile hab ich mir Ghost einmal angeschaut und vom aktuellen Entwicklungsstand überzeugt. Vorweg: Das Dashboard existiert noch nicht.

Installation

Auf die Installation möchte ich in diesem Blogpost gar nicht näher eingehen – denn diese Arbeit wurde mir bereits abgenommen. Stattdessen verlinke ich auf Anleitungen: Einmal die offizielle Anleitung von Ghost (auf Deutsch). Daneben gibt es für die Ubernauten unter euch ebenfalls einen Link aufs Wiki, Untersektion „cool“. Eine größere Hürde wird es ggf. darstellen, dass der eigene Hoster nicht Node.js unterstützt. Das wiederum setzt Ghost aber auf jeden Fall voraus.

Der erste Eindruck

So sieht die Website mit dem Template frisch nach der Installation aus.

Hat man die Installation hinter sich, kommt der erste Blick auf das Standardtheme. Kurz: Es gefällt mir. Im Allgemeinen nicht sehr aufdringlich, sondern auf das wichtigste hin konzentriert – nämlich den Einträgen. Bei der Schrift wurde ebenfalls ein bisschen geschraubt. Der Gesamteindruck: Minimalistisch durch das dominierende Grau oder Schwarz, aber doch schön anzusehen. In Summe also ganz so wie ich das mag. Wem das Theme überhaupt nicht gefällt, kann natürlich auch sein eigenes bauen.

Das Eingangstor jedes ghost-Besitzers.

In die Administration gelangt man unter \<eigenen-domain.example>/ghost. Erklärt wird das auch nocheinmal in dem standardmäßig ersten und einzigen Post. In der Verwaltung ein sehr ähnliches Bild: Keine große Ablenkung in den Einstellungen durch eine Masse an Optionen, sondern man beschränkt sich hier ebenfalls auf das Wesentliche. Manchen mag das zu wenig Möglichkeiten bieten, persönlich finde ich das so perfekt.

Nach dem Login begrüßt einen ghost mit diesem Bildschirm.
Auf gerade mal zwei Seiten sind alle Einstellungen verteilt.

Mein Lieblingsteil von Ghost bleibt aber ungeschlagen das Herzstück jedes Blogs: der Editor. Man erreicht ihn, indem man zuerst in der linken Liste einen Artikel auswählt (frisch nach der Installation ist da nur ein einziger ;) ) und danach auf den Stift rechts oben klickt. Dabei wird nicht auf einen WYSIWYG-Editor oder blankes HTML gesetzt, sondern das einfachere Markdown. Als Besonderheit wird der Bildschirm dabei in zwei Hälften aufgeteilt: Auf der linken ist die Markdowneingabe, auf der rechten Seite sieht man eine Live-Vorschau des Geschriebenen. Man erkennt also Syntaxfehler sofort beim Schreiben. Scrollt man im Editor, scrollt die Vorschau automatisch mit, sodass immer der aktuelle Inhalt zu sehen ist. Schreibt man in Markdown einen „Bildtag“, kann man das Bild in der Livevorschau einfach per Drag&Drop hochladen. Tags finden man ebenso in dieser Ansicht; sie befinden sich in einer unteren Leiste.

Mardowneditor (links) mit Livevorschau. Rechts kann man zudem ein Bild per Drag&Drop; hochladen.

Bei kleinen Bildschirmen – zum Beispiel Smartphones – wandert mangels Breite der Editor und Vorschau in je einen Tab. Mal eben einen Minipost unterwegs tippen oder Rechtschreibfehler korrigieren, dem steht nichts im Weg.

Auf dem Smartphone bekommt der Markdowneditor Tabs.

Beim Editor hat wirklich jemand mitgedacht und auch auf kleinste Details geachtet. Großes Kompliment, das macht Ghost meiner Meinung nach aus!

Was hält dich dann vom Wechsel ab?

Allerdings gibt es für mich zwei wichtige, aber eigentlich kleinere Punkte, die Ghost momentan noch nicht erfüllt:

  1. Kommentarfunktion: Ghost hat an sich keine eingebaute Kommentarfuntion. Stattdessen wird momentan auf externe Dienste wie Disquisverwiesen. Auf die Kommentarfunktion will ich aber nicht verzichten, gleichzeitig aber nach Möglichkeit auch nicht zu einem externen amerikanischen Dienst auslagern (ihr wisst schon NSA und so…).
  2. Feeds pro Tag: Der Blogfeed, zu finden unter \<eigenen-domain.example>/rss, enthält schon mal den kompletten Artikel. Das rechne ich auch hoch an. Einerseits da man dann Artikel direkt im Feedreader lesen kann. Andererseits weil es zum Beispiel für den ubuntusuers.de-Planeten Voraussetzung für eine Aufnahme ist. Allerdings bringt es für den Planeten relativ wenig, wenn dort auch komplette irrelevante Artikel landen. Denn Feeds, kategorisiert pro Tag, gibt es momentan nicht.

Rosige Zukunft

Beide Probleme brennen eigentlich förmlich danach, mit einfachen Erweiterungen gelöst zu werden. Allerdings kommt so eine API mindestens erst Ende August mit Version 0.6. Wer die Ziele ausführlicher erläutert haben möchte, findet ebenfalls eine Roadmap. Allgemein finde ich es schön anzusehen, wie Ghost kontinuierlich weiterentwickelt wird. Ich werde also einfach später im Jahr Ghost nochmals testen und sehen, ob es die beschriebenen Probleme immer noch gibt.

Fazit

Ghost ist momentan eine kleines, fast minimalistisches Stück Software, das aber alles bietet, was man zum einfachen Bloggen braucht. Support gibt es über ein gutes, mehrsprachiges Handbuch oder Forum. Daneben wird Ghost stetig weiterentwickelt und kann ihn Zukunft nur noch besser werden. Ist das nicht toll? :)

Kommentare

Avatar von tux.

tux.

#1

Das Disqusproblem lässt sich lösen: http://posativ.org/isso/ Was mich bei Ghost (der Hype ist schon eine Weile vorbei, scheint mir) am meisten stört:

  1. Offenbar (?) noch (?) keine Multiuserfähigkeit, somit auch für mein "Blog" zzt. nicht brauchbar.
  2. Ziemlich unflexibles "Theme", aber vielleicht kommt da noch was.

Es gibt übrigens auch recht hübsche WordPress-Vollbild-Editor-Plugins. ;)

Avatar von Falk D

Falk D

#2

Das fehlende xmlrpc lässt mich vermuten, dass es recht schnell verschwinden wird.

Avatar von Martin

Martin

#3

Wie tux. schon gemeint hat, das Disqusproblem lässt sich lösen. Genau so wie die Sache mit den Tags. Das Feature gibt es nämlich schon. Einfach domain.tdl/tag/rss aufrufen. Ich benutze Ghost mit Isso jetzt schon einige Monate und bin damit eigentlich recht zufrieden.

Neuen Kommentar schreiben